Unsere kleinteilige und vielfältige Kulturlandschaft verschwindet nach und nach und wird durch große landwirtschaftliche Flächen ersetzt auf denen Monokultur betrieben wird. Große Bauernhöfe setzen auf Pestizide und Düngermittel statt auf ökologische Landwirtschaft. Diese Entwicklung hat dramatische Auswirkungen auf die Insekten. Der Naturschutz Bund (NABU) berichtet das in den letzen 27 Jahren bereits ein Rückgang von 75 % bei den Insekten zu beobachten sei. Viele Insektenarten die auf der roten Liste aufgeführt werden sind bestandsgefährdet, viele bereits ausgestorben. Bei den Wildbienen sind bereits über die Hälfte in ihrem Bestand bedroht.
Dieser dramatische Rückgang hat weitreichende Folgen für die Umwelt. Als erstes denkt man an die Bestäubung vieler Nutzpflanzen wie beispielsweise Obstbäume. Doch auch viele andere heimische Pflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen, ohne Bestäubung kein Saatgut, ohne Saatgut keine nächste Generation. Tatsächlich bestäuben Insekten 90 % der Pflanzen weltweit. Sie stellen damit sicher, dass Menschen und Tiere sich weiterhin ernähren können.
Viele Tiere leiden schon jetzt an dem Rückgang ihrer natürlichen Lebensräume, darüber hinaus finden sie nun immer weniger Futter, denn Insekten stellen für viele Tiere eine wichtige Nahrungsquelle dar. So ist es auch zu erklären, warum zum Beispiel der Bestand an Singvögeln immer weiter abnimmt. An anderer Stelle nehmen Schädlinge rasant zu, weil die Nützlinge fehlen.

Inhaltsverzeichnis
Einen naturnahen Garten anlegen
Ein wichtiger Schritt um einen insektenfreundlichen Garten anzulegen ist, ihn möglichst naturnah zu gestalten. Aber was bedeutet „naturnah“ eigentlich?
- Benutzt keine Pestizide oder chemischen Dünger in eurem Garten
- Achtet darauf das die verwendete Blumenerde ohne Torf ist
- Legt einen Kompost an und verwendet möglichst viele Materialen im Garten wieder
- Pflanzt Futterpflanzen für Insekten
- Sorgt dafür das es genug Behausungen für Insekten gibt
- Lasst ein paar „wilde Ecken“ in eurem Garten
- Räumt die Beete im Winter nicht auf, Samen werden als Futter benötigt und in den abgetrockneten Stängeln können sich Insekten verstecken

Welche Blumen für Insekten und Bienen
Viele Insekten ernähren sich von dem Nektar der Blüten. Unter den Insekten gibt es unterschiedliche Vorlieben. Manche Pflanzen haben sich angepasst und die Blüten sind so ausgebildet, dass diese nur für bestimmte Insekten von Nutzen ist. Es ist daher gut, möglichst unterschiedliche Blumen in den Garten zu holen. Achtet darauf, dass die Blüten ungefüllt sind. Gefüllte Blumen haben keinen Nutzen für die Insekten, da die Blütenblätter den Zugang zum Nektar versperren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Blühzeit zu beachten. Am besten ist es, dass ganze Jahr etwas auf dem Insektenbuffet anzubieten und nicht nur in den Sommermonaten. Zu empfehlen ist eine Mischung aus Sträuchern, Stauden, Ein- und Zweijährigen Sommerblumen und Zwiebelblumen.
Eine sehr kleine Übersicht welche Pflanzen wann blühen:
- Januar: Zaubernuss, Schneeheide und Christrose
- Februar: Zaubernuss, Schneeglöckchen, Schneeheide und Christrose
- März: Zaubernuss, Schneeglöckchen, Krokusse, Schneeheide
- April: Krokusse, Narzissen, Tulpen
- Mai: Narzissen, Flieder, Klatschmohn (blüht bis August), Tagetes (blüht bis in den November)
- Juni: Flieder, Rosen, viele der Ein- und Zweijährigen Sommerblumen fangen jetzt an zu blühen
- Juli: Rosen, Phlox, Sommerblumen
- August: Rosen, Phlox, Dahlien, Sommerblumen
- September: Phlox, Dahlien, Astern, Sommerblumen
- Oktober: Astern, Herbstzeitlose, es blüht auch noch Borretsch, Eisenkraut und Kapuzinerkresse
- November: Astern, Schneeheide, es blüht auch noch Leberbalsam, Cosmeen und Skabiosen
- Dezember: Astern, Schneeheide, Christrosen
Dies ist wirklich nur eine kleine Übersicht, die zeigen soll das es möglich ist, dass ganze Jahr hindurch blühende Pflanzen in seinem Garten zu haben.

Insektenhotel bauen
Insektenhotels zu bauen ist sinnvoll, doch achtet darauf wie. Manche Abteilungen die in den Insektenhotel integriert sind, haben keinen Nutzen. Informiert euch also bevor ihr anfangt zu bauen. Ihr könnt genauso fertige Insektenhotels kaufen, auch hier solltet ihr darauf achten, welche Materialen verwendet wurden und ob diese wirklich sinnvoll sind. Wir haben gute Erfahrungen mit kleineren Modellen gemacht in denen Bambusröhrchen gesteckt sind. Ebenfalls haben wir einen toten Apfelbaum in unserem Garten nicht ganz gefällt. Ein Teil des Stamms haben wir stehen gelassen und unterschiedlich große Löcher in den Stamm gebohrt. Totholz eignet sich immer in einem naturnahen Garten. Wer keinen alten Baum in seinem Garten hat, kann genauso alte Holzstämme verwenden. Achtet hierbei darauf nicht in die Stirnseite des Holzes zu bohren, wenn das Holz trocknet können sich Risse bilden und die Brut ist zerstört. Eine weitere Möglichkeit besteht darin eine Totholzhecke in seinem Garten zu integrieren.
Wenn ihr Stauden und Sträucher zurückschneidet, achtet auf markhaltiges Holz oder Stängel (zum Beispiel bei der Himbeere). Dieses können zusammengebunden und aufrecht an den Zaun gebunden werden. Wichtig ist, die Stängel vertikal und und unterschiedlich hoch anzubringen. Also die Stängel nicht alle auf die selbe Größe zu kürzen.
Wilde Ecken im Garten lassen
Nicht alle Insekten und Wildbienenarten nehmen die Insektenhotels an. Viele bevorzugen ganz andere Behausungen und daher ist es wichtig wilde Ecken im Garten zu lassen. Ein wichtiger Lebensraum ist die Trockenmauer in deren Ritzen sich Tiere verstecken können. Ein Haufen aus Steinen ist ebenfalls sinnvoll. Manche Insekten brauchen auch Holz und altes Gestrüpp um sich darin zu verstecken. Und auch wenn immer wieder von mulchen geredet wird, so ist es gut offene Stellen im Gartenboden zu lassen. Es gibt Wildbienenarten die sich ihre Behausungen gerne in offene, sandige Böden graben.
Dafür könnt ihr euch eigens ein Sandarium anlegen. Dafür müsst ihr an einer Stelle im Garten den Boden ausheben und formstabilen Sand einfüllen. Bei uns haben die Spatzen das Sandarium als Sandbad genutzt, daher wurde die Stelle mit Rosenrückschnitt leicht abgedeckt.

Gebt Wildkräutern eine Chance
Viele Insekten bauchen Wildkräuter als Futterpflanze. Ein gutes Beispiel ist die Brennnessel. Bis zu 30 Schmetterlingsarten ernähren sich im Raupenstadium von ihr, 10 davon sind sogar auf sie angewiesen und können nicht auf andere Futterpflanzen ausweichen. Da wo Wildkräuter nicht stören sollte man sie stehen lassen und den Insekten die Chance geben sie als Nahrungsquelle zu nutzen. Falls euch die Brennnesseln mal über den Kopf wachsen sollten, könnt ihr immer noch Jauche aus ihnen machen oder sie als Mulchmaterial benutzen. Brennnesseln sind nämlich ein hervorragender Stickstofflieferant.

Ein Kräutergarten anlegen
Falls ihr noch kein Beet mit Kräutern oder eine Kräuterspirale angelegt habt, dann ist das jetzt die passende Gelegenheit. Viele Kräuter werden von Insekten als Nahrungsquelle genutzt, und man kann sie nebenbei in der Küche verwenden. Viele mediterrane, aber auch heimische Kräuter eignen sich gut und haben diesen doppelten Nutzen. Dazu kommt das sie über viele Monate im Jahr blühen.
- Rosmarin (Blühzeit März bis April)
- Thymian (Blühzeit Mai bis Oktober)
- Salbei (Blühzeit Juni bis August)
- Koriander (Blühzeit Juni bis Juli)
- Liebstöckel (Blühzeit Juli bis August)
- Oregano (Blühzeit Juli bis August)
- Zitronenmelisse (Blühzeit Juni bis August)
- Lavendel (Blühzeit Juni bis August)
- Bergbohnenkraut (Blühzeit August bis September)
- Ysop (Blühzeit Juni bis September)
Ihr seht es gibt viele Möglichkeiten in eurem Garten etwas für die Insekten zu machen. Um so mehr Gärten und Balkone etwas für die Insekten tun um so besser. Und viele kleine Gartenecken, Balkone und Wiesen machen zusammengerechnet dann doch einen großen Unterschied.
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